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Comme des héros - etwas über Helden

Herausgegeben von Susann in Allgemeines · 29/5/2016 13:00:00
Lasst mich hier ein wenig spinnen und austoben. Gedanklich! Kuli­narisch!
Es gibt „Berühmtheiten“, die mich ohne ihr Wissen schon lange auf meinem Weg begleiten. Mit denen ich liebend gerne mal am selben Tisch sitzen möchte und im Gespräch auf den Zahn fühlen und tausende Fragen stellen könnte. Für jeden der Erwähnten hab ich im Geist ein Rezept kreiert. Kommt; setzt euch mit an den Tisch und sperrt Ohren und Sinne weit auf.
 
Dion Fortune 8.12.1890 – 8.1.1946, London, Rosenkreuzerin, Theosophin, Gründerin der Fraternity of the Inner Light, Autorin u.a. Die Seepriesterin (1938).

Mein liebstes Buch, das ich seit 32 Jahren einmal im Jahr lese und tiefverborgene Weisheiten darin finde. Für sie koche ich:
 
Dorade rouge an Cidre-Venus-Muschelsauce mit schwarzem Reis und Algen
Die ganze Dorade lege ich in eine Gratinform, salze und pfeffere sie leicht, übergiesse das Ganze mit Cidre brut und schmore es bei 220Grad Umluft für ca. 25-35 Minuten im Ofen, je nach Grösse des Fischs.

Zwischenzeitlich koche ich 1 Kilo Venusmuscheln im Salzwasser und pule sie anschliessend aus der Schale. Das Muschelfleisch brate ich im Olivenöl mit einer kleinen feingehackten roten Zwiebel und einer Knoblauchzehe an. Würze es mit Chilisalzflocken und frischem Thymian und lösche es mit Cidre brut ab. Den Cidre lasse ich einkochen und giesse vor dem Austrocknen nochmals ca. 1 dl nach. Etwa 2-3 Minuten danach füge ich ca. 1dl Rahm hinzu. Ab dann die Sauce nur noch leise köcheln lassen.

Die frischen Algen gut durchspülen, salzen und pfeffern, mit ein wenig Zitronensaft und Olivenöl besprenkeln. Dies als kaltes Gemüse oder leicht angedünstet mitservieren.
Den schwarzen Reis weiche ich die Nacht zuvor ein und koche ihn dann im selben Wasser. Beim Kochen verändert er leicht seine Farbe und wird dunkel Violett. Somit wären wir bei Dions Geburtsnamen: Violet.

Sie würde ich u.a. fragen, wie es ihr mit der Seepriesterin gelang, das nicht ganz einfache Thema des Anima- und Animus-Komplexes in ihren magischen Roman so leicht nachvollziehbar einzuarbeiten.
 
Yves Henri Donat Mathieu-Saint-Laurent, 1.8.1936 – 1.6.2008, Paris, Haute Couturier, Parfume Créateur.

Mein Liebling unter den Couturiers. Ich liebe ihn für die Aussage: Tragt Blau und Schwarz zusammen. Oder Rot, Pink und Orange. Ihn bekoche ich mit:
 
Mariniertes Lachsfilet in Himbeer-Cassisvinagrette auf rotem Gemüsebett mit Risotto nero und Kornblumen

600g Lachsfilet mit Haut, salzen und pfeffern, mit ca. 1 dl Himbeer-Cassis-Essig marinieren und ein wenig ziehen lassen.

In Längstreifen geschnitten je eine bis zwei rote und orange Peperoni, eine ganze Chilischote und eine rote Zwiebel, zusammen in eine Gratin­form schichten und das marinierte Lachsfilet darauf legen. Bei 220 Grad Umluft während 20-25 Minuten schmoren.

Die schwarze Tinte des Tintenfischs gleich nach dem Andünsten des Risottoreises dazurühren.

Den Risotto koche ich wie folgt: Im Olivenöl die Knoblauchzehe und Reiskörner anbraten. Sind sie glasig, mit heissem Wasser ablöschen und mit Rühren beginnen. Weiterrühren bis das Wasser aufgesogen ist, dann erneut heisses Wasser beigeben und rühren. Diesen Prozess solange wiederholen, bis das Reiskorn weich wird. Dann mit ein wenig Rahm, Butter und viel Parmesan, Salz und Pfeffer vollenden. Den schwarzen Risotto mit getrockneten Kornblumenblüten bestreuen.
 
Monsieur Saint Laurent würde ich zum Beispiel fragen, ob mein Lieb­lingsparfume von ihm eine Hommage an eine Droge der 20er Jahre ist oder was ihn dazu inspiriert hat.

Erzählen würde ich ihm, dass ich zwar aus Liebe zu Paris regelmässig an seinen Pariser Hommagen rieche, aber nie eine kaufen werde.
 
Justin Sullivan, 8. April 1956, Bradford, britischer Musiker, Gründer, Leadsänger und Gitarrist von New Model Army

Er fiel mir erst wieder mit den beiden Alben Between Dog and Wolf und Between Wine and Blood auf. Die Musik geht zwar durch Mark und Bein, doch sinds die Pagan-Lyrics, die mich geistig erzittern liessen. Welch tiefes altes Wissen um die keltische und nordische Mythologie er da hineingepackt hat. Deshalb gibt’s für:
 
Wildkräutersalat, Lammlachse mit jungen Kartoffeln und weissen Spargelköpfen

Etwa 200g frisch gepflückte Wiesen- und Küchenkräuter: Löwenzahn, Ruccula, Gundermann, Vogelmiere, Dost, Brennesseln, Sauer- und Blutampfer, Gänseblümchen, Kerbel, Brunnenkresse, Zitronenmelisse, Borretsch, Schnittlauch und Pfefferminz. Die frisch gepflückten Kräuter mit Cassisessig und Walnussöl mischen, salzen mit Chilisalz und Piment d‘Esplette. Mit schwarzem Sesam und Lavendelblüten bestreuen.

Die Lammlachse mit Senf, Salz und Pfeffer marinieren und scharf anbraten, anschliessend im Ofen bei 220 Grad Umluft, ca. 35-45 Minuten im Bratgeschirr weiterbraten.

Die jungen Kartoffeln ungeschält in kleinere Stücke schneiden und mit Butter und Olivenöl knusprig in der Gusseisenpfanne anbraten. Mit schwarzem Salz und Piment d’Esplette oder Chiliflockensalz würzen. Frische Kräuter darüber streuen.

Die weissen Spargeln schälen, in viel Salzwasser mit einem Löffel Butter und einem kleinen Löffel Zucker weichkochen.

Den Salat auf einem andern Teller anrichten wie das restliche Essen.
Meine Lieblingsvariante des Spargeln essen: Mit viel frisch geriebenem Pecorino beschneien, mit Kräutersalz gewürzt und grosszügig mit Olivenöl beträufelt.
 
Justin möchte zum Beispiel den Lyrics von Horsemen (siehe unten) befragen, wie er an dieses alte Wissen gekommen ist. Ob dies sogar die Quintessenz seines Nahtoderlebnis­ses ist oder jahrelanger Studien in keltischer und nordischer Mythololgie.

It is written and so shall be
That all things will come to an end
For if we have to go, then it’s all coming with us
Come hell and high water
It must be, it must be
That on the far horizon
They’re saddling up the horsemen
 
By candlelight, by oil-light, by the light of computer screens
Hunched over tables and endless calculations
Then inscribed in beauty upon paper, upon velum
Engraved upon the stones
It must be, it must be
That on the far horizon
They’re saddling up the horsemen
 
JUSTIN SULLIVAN, HORSEMEN, BETWEEN DOG AND WOLF

Für zwei andere ganz wichtige Frauen, F und M, die mich schon sehr lange Zeiten real begleiten, die mich jede auf ihre Art inspireren, möchte ich folgendes kochen:
 
Apfel-Carpaccio mit Kapern, Malvenblüten und Walnüssen, gerollte Kalbschulter im Cidre mit Frischkäse und Wildkräuter-Füllung, grüner Spargel mit Datteltomaten

Zwei knackige Braeburnäpfel, fein gerädelt und entkernt, mit den Kapern, gehackten Walnüssen und den Malvenblüten bestreuen, würzen mit Chilisalz oder persischem Blausalz. Mit Olivenöl und Himbeeressig grosszügig besprenkeln, damit die Äpfel nicht anlaufen.
 
1kg magere Kalbsschulter, dieser der Länge nach eine tiefe Tasche für die Füllung einschneiden. Mit nach­folgendem Gemisch füllen und anschliessend gut mit Küchenschnur zusammenbinden. Alles scharf anbraten und im Bratgeschirr mit Cidre übergiessen und während 50-60 Minuten schmoren lassen.

Für das Gemisch: 300g Frischkäse nature, eine kleinere rote Zwiebel und Knoblauch­zehe, Schnittlauch, Ruccula, Pimpinelle, glatte Petersilie, Giersch, Gundermann, Salz und Pfeffer.

Den grünen Spargel in drei Teile schneiden und im Butter und Olivenöl mit Bohnenkraut und Pfefferminz in der Bratpfanne brutzeln, salzen und pfeffern. Die der Länge nach halbierten Datteltomaten nur ca. 5 Minuten mitbraten, damit sie nicht zerfallen.
 
Ein Sprichwort sagt, man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Das tue ich demnächst; aber es gibt weitere wichtige Personen in meinem Leben. Solche, von denen ich die Bücher seitenweise beinah fresse, oder vor deren Bildern und Kunstwerken ich staune und bewegt bin, oder deren Musik ich sehr gerne höre (es gibt ja nicht nur Indo und NMA;-).

So würde ich beispielsweise Jo Nesbö fragen, weshalb er mit seinen Büchern in solch grauenhafte Abgründe der Menschenseele dringt. Oder von Nicola Sirkis, wie er es überlebt ohne seinen Zwillingsbruder oder eher Seelenzwilling zu leben.

Oder an meine heiss geliebten Expressionisten wie beispielsweise Kirchner, Modigliani, Kandinsky, Chagall, Macke, Pechstein, Franz Marc usw. usf. deren Bilder und Holz­schnitte ich sehr gerne mag, hätte viele verschiedene Fragen. Von Kirchner beispielsweise würde ich gerne wissen, weshalb er und auch die andern täglich mit Morphium und Opium hantierten. Ob nur so die künstlerische Aussagekraft zustande kam. Oder war es deshalb, um ihre unsägliche Armut zu betäuben, um daraus den Sinnenreichtum zu erfahren.
Mittlerweile mag ich die Impressionisten genauso gern im Speziellen Monet, Renoir, Degas, Manet. Diese Herren würde ich nach der Stille befragen. Der Stille und Harmonie, die von Monets Seerosenbildern ausgeht. Ihn würde ich fragen, ob er den Tag in seinem Farbenspiel beobachtete und daraufhin die Farben mischte für dieses faszinierende Bild. Oder ob er sich eines schönen Tages einfach hingesetzt hat und diese Stimmung aus dem Innersten heraus wiedergab.
 
Von Gustave Flaubert und Guy de Maupassant möchte ich erfahren, ob es diese beiden starken Frauenfiguren, Madame Bovary und die Gräfin de Guilleroy (aus Fort comme la Mort) in der Realität gegeben hatte. Oder ob sie diese zwei eigenwilligen, emanzipierten Psychogramme aus ihren Erzählungen selbst zum Leben erweckten.
 
Solches und noch viel würde mich reizen „meine Helden“ zu befragen. Zum Dank für die ehrlichen Antworten würde ich sie bekochen. Dies als meine Ergänzung zum Gespräch bzw. der Beflügelung aller.

Und immer sitzt mein Liebster als Zuhörer und Mitesser auch mit am Tisch. Der Mensch, der mich mit seinem lieben Wesen ermutigt, solche Blogs auf unsere Homepage zu setzen und damit ein klein wenig die Tür zur Welt öffnet.



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