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Von Tarte Tatin bis Cevapcici Geri Müller

Herausgegeben von Adrian in Allgemeines · 6/3/2016 17:26:00
Am letzten Txoko kochten wir den Rehrücken „Waldemar“. Dies regte mich an, die Hintergründe zu Speisen mit Eigennamen wie Pizza Margherita, Tarte Tatin, Filet Wellington oder Boeuf Stroganoff etwas auszuleuchten.

Namen wecken automatisch Assoziationen hervor. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung der Vornamen wieder. Vor rund fünfzig Jahren war Kinder-haben noch eine normale gesellschaftliche Tatsache. Dem entsprechend haben wohl auch die meisten Eltern nicht wahnsinnig viel Energie und Kreativität für die Wahl des Namens ihres Nachwuchses aufgewendet. In meiner Schulzeit hiessen folgerichtig die meisten meiner Kollegen Andreas, Lukas oder Michael und die Mädchen hiessen Nicole, Kathrin oder Petra.

Dies hat sich grundlegend geändert seit Kinder-haben ein von den doppelberuftätigen Eltern minutiös geplantes Projekt ist. Als ich neulich im Tram fuhr, haben sich auf der Bank vor mir zwei werdende Mütter über das Thema ausgiebig unterhalten und mir Facetten des Themas aufgezeigt, auf die ich nicht gekommen wäre.

Ich fand es noch irgendwie einleuchtend, dass man sich Gedanken macht, ob sich der Name in den gängigen Weltsprachen gut aussprechen lässt. Schon etwas schwieriger fand ich, dass man offenbar auch beachten sollte, ob der Name in der Umgangssprache nicht eine andere Bedeutung hat. An dieser Anforderung sind schon einige Grossfirmen gescheitert. So bedeutet Nescafe auf Portugiesisch „ist kein Kaffee“ (n’es café) oder der Toyota MR2 ist in Frankreich ein kleiner Scheisser (merdeux) und die Siemens Robotertechnik Sirotec taugt in den englischsprachigen Ländern nicht viel (zero tech).

Höhere Mathematik war dann für mich die Überlegung der beiden Damen, dass man dem Kind für eine allfällige wissenschaftliche Karriere auch den zweite Vornamen mit Bedacht zu geben habe, damit es ein wohlklingendes Kürzel gebe. Zum Glück musste ich an der nächsten Haltestelle aussteigen, bevor ich ein noch schlechteres Gewissen bekam, was ich sonst noch alles bei der Namensgebung von Robin nicht bedacht hatte. Beruhigend war einzig, dass offenbar meine Eltern bei der Namensgebung auch nicht soweit gedacht hatten. Ansonsten würde mein zweiter Vorname wohl nicht Roland lauten, was im Falle einer Forscherkarriere das Kürzel A.R.SCHaub ergeben hätte....

All die guten Intentionen scheitern aber dann manchmal auch an der Realität. So mag etwa der Name Chantal wohlklingend verführerisch klingen, wenn Alain Delon diesen in das Ohr seiner Gespielin flüstert. Etwas weniger romantisch klingt er jedoch, wenn der deutsche Skitourist zu seiner Tochter quer durch das Bergrestaurant brüllt „Schantall, willst du auch ne Pommes?“

Dies bringt mich zum eigentlichen Thema, der Namensgebung von Essen. Am letzten Txoko bereiteten wir den Rehrücken nach einem Betty Bossi Rezept aus den 70-er Jahren zu, welches „Rehrücken Waldemar“ hiess. Ich habe leider trotz intensivster Recherchen nicht ausfinding machen können, welcher Waldemar damit gemeint war.

Dafür habe ich herausgefunden, dass der Legende nach die Pizza Margherita nach der Gattin vom Kaiser Umberto dem I. von Italien benannt ist. Dieser sei 1889 die erste „moderne“ Pizza in den Farben der italienischen Flagge (rote Tomaten, weisser Mozzarella und grüner Basilikum) serviert worden.

Die Tarte Tatin sei von zwei betagten Schwestern namens Tatin zufällig erfunden worden, als diesen ein für Gäste gebackener Apfelkuchen aus den Händen gefallen sei, worauf sie die Äpfel  schnell wieder in die Form legten, mit einem neuen Teig bedeckten und nochmal buken. Non e vero e ben trovato !

Die Crêpe Suzette soll nach dem Namen der Begleiterin des späteren englischen Königs Edward VII benannt worden sein. Auch hier soll der Zufall Pate gestanden sein, da bei einer Sylvesterfeierlichkeit im Café de Paris in Monaco, dem Kochlehrling bei der Saucenzubereiteung versehentlich ein Likör Feuer fing. Dieser tauchte in seiner Verlegenheit den Pfannkuchen darin und erklärte dem König, dass dies ein neues Rezept sei.

Etwas unklarer sind die Bezüge des Filets zum namengebenden Feldherrn Wellington. Dieser liess sich immerhin nach seinem Sieg über Napoleon in der Schlacht von Waterloo noch auf dem Schlachtfeld ein Steak servieren. Noch dünner sind die Bezüge beim Boeuf Stroganoff oder beim Bismarckhering, wo schlicht und ergreifend auf das entsprechende russische Adelsgeschlecht resp. den deutschen Reichskanzler verwiesen wird und dass es damals üblich gewesen sei, alles mögliche nach den aktuellen Herrschern zu benennen.   

Die Idee  den Speisen Namen zu geben gefällt mir sehr. Allerdings sollten diese einen nachvollziehbaren Bezug zur Speise haben. Der Fantasie für passende Namen sind dabei keine Grenzen gesetzt: So könnte man etwa für den Fernsehabend einleitend eine in Rotwein eingelegte Leber „Harald Juhnke“, gefolgt von einem Hackbraten nach der Art des Sylvester „Rocky“ Stallone oder Chicken Wings à la Methode Heidi Klum servieren.
Als Menu für die nächste Parteiveranstaltung böte sich das Mini-Cevapcici Spiessli „Geri Müller“ gefolgt von einer Schweinelende auf gemischtem Junggemüse à la Methode Berlusconi an und zum Dessert ein Vogelnestli à la Donald Trump.

Liebe Grüsse, Adrian    
 
 



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