„Das Auge isst mit“ heisst eines meiner Lieblingskochmottos. Mais oui !
Erlaubt mir, dass ich euch wieder zu einer Reise einlade. Einer Reise in die Sinnlichkeit beim Kochen. Ich entdeckte dies schon sehr früh und liebe es mit den satten Farben auf dem Teller zu spielen.
Nicht nur geschmacklich sondern auch farblich beginne ich gleich mit meiner Nummer eins, meinem absoluten Liebling.
Die rote Zwiebel
Beinah überall in meinen Rezepten kommt sie vor. Sie gehört für mich zur Standardzutat, wie das Salz und der Pfeffer. Ihr leicht herbes Aroma verleiht jedem meiner Gerichte die gewisse Note.
Bevor ich sie kennenlernte, suchte ich oft nach dem „Richtigen, Fehlenden“ im Brattopf und kam nicht drauf. Versuchte es mit allerlei und fand es dann doch nicht. Zufälle gibt es in meinem Leben nicht, es sind Schicksalswendungen, Begebenheiten, Erlebnisse. So eines brachte mich mit ihr zusammen.
Ich war hochschwanger mit meinem Sohn und hatte riesengrosse Lust auf einen Thon Salat mit Zwiebeln. Daheim hatte ich keine mehr, ich musste also welche kaufen. Im Gemüseregal lagen sie dann alle vor mir: Die Gelben, die Schalotten und eben die Roten. Mir gefiel sofort die Farbe! Weil ich sie bis dahin noch nicht kannte geschweige denn mit ihnen gekocht hatte, kaufte ich sie gleich zu zwölft ein.
Schon beim Rüsten verliebte ich mich in diese Deep Purple Kugel. Auch weinte ich kaum beim Zerkleinern, ein weiterer Bonus für diese Zwiebel.
Der danach geglückte Thon Salat war einfach eine Wucht und seither hab ich nur noch rote Zwiebeln daheim und Kochtopf.
Eine einzige Ausnahme bildet die Frühlingszwiebel. Doch die gibt’s nur, wenn der Winterschlaf vorüber und der Sommer noch nicht da ist.
Meine Nummer zwei: der Rucola
Ich liebe ihn für sein Grün und seine Bitterkeit. Heute diskutierte ich mit Jemandem, der sich zu Recht beschwerte, dass die Pesto Sauce leider viel zu viele Kalorien zusätzlich zu den Spaghetti habe.
Ich empfahl ihm mal frischen bzw. rohen Rucola, Parmesanhobelspäne, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Salz und Pfeffer und ein paar Tropfen Olivenöl auf die heissen Spaghetti zu schaufeln.
Urrghhh! Rucola!! Seine Antwort!
Vorhin blicke ich kurz aufs Handy und entdecke folgende SMS: „Hab deinen Rucola Tipp befolgt und schwebe seither im 7. Himmel.“
Welcome to the Club :-)
Nummer drei: der Kürbis.
Gelben, orangen, gesprenkelten. Baby Boo, Delicato, Hokkaido, Muscade de Provence. Schlangen- und Flaschenförmige. Flache. Kugeln. Ich gebe es zu, aber ich kann es wirklich kaum erwarten bis wieder Herbst ist. Ich liebe diese Schwergewichte.
Kürbis-Curry-Suppe. Kürbis-Gorgonzola-Wähe. Kürbis-Ravioli. Kalbsragout mit Kürbis aus dem Römertopf. Angebratene Kürbis-Schnitze mit Süsskartoffelbrei zu Thanks Giving. Kürbiscookies. Kürbis-Pie mit scharfem Currypoulet. Kürbisrösti mit Feldsalat und Baumnüssen. Mmmmhhhh.
Ich freue mich schon aufs Brutzeln, Backen, Feinreiben, Pürieren, bloss aufs Schälen nicht. Meist hab ich anschliessend noch knapp zwei Finger intakt, die übrigen sind fein säuberlich wundversorgt und gepflastert.
Nummer vier. Die Tomaten – MEIN Sommer
Gelbe, grüne, orange. Ochsenherzen, Pelati, Cherry, Rispentomaten, Datteltomaten. Tomaten in allen Varianten gekocht. Roh, Gegrillt. Abgezogen und gehäutet. Als Beilage längs geschnitten und grilliert, mit Olivenöl und gepresstem Knoblauch bestrichen. Gefüllt mit feinst gehacktem Hackfleisch und Mozzarella überbacken. Dick eingekochter Sugo. Tomatensuppe.
Je grösser die Sehnsucht nach Marseille und oder dem Süden ist, je dicker mein Sugo. Dick und kompakt muss er sein. Mindestens 8 Stunden eingekocht. Dafür steh ich sogar nachts auf und rühre ihn einmal um.
Nummer 5: Käse :-)
Weich- und Hartkäse. Am liebsten Sardischen und Korsischen. Der grösste Anteil besteht aus Schaf- und Ziegenmilch, der Rest aus Kuhmilch.
Seit langem liege ich Adrian in den Ohren mit Ziegenkäse-selber-machen. Mein grosses Vorhaben, wenn es dann nicht mehr ganz so heiss ist; denn diese Arbeit ist Schweiss treibend.
Erst nach ca. 50 Minuten und bei sehr hoher Kochhitze gerinnt die Ziegenmilch und die Masse wird körnig. Erst dann wird gewürzt oder mit Kräutern verfeinert. Die Masse wird anschliessend in eine Gazewindel gepackt und sehr satt ausgedrückt. Wichtig ist das Ruhen und Erkalten des Ganzen.
Im Schlussfinish werden erst viel später Kugeln oder Taler geformt und zum Beispiel getrocknete Cranberries oder Zitronenzesten hineingeknetet. Oder alles in Asche, Pfeffer oder frischen Kräutern oder Blüten gewendet. Der Phantasie ist keine Grenze gesetzt. Ich werde dann berichten.
Und um ehrlich zu sein hätte ich am liebsten eigene Ziegen. Aber nicht hier und mit diesem knappen Zeitfenster, das wir beide haben. Es wäre Tierquälerei. Aber den Traum vom eigenen uralten Olivenbaum mitten im Garten mit den Ziegen und irgendwo im Süden träume ich seit längerem…
Nummer 6: Kräuter
Thymian, Majoran, Pfefferminze, Ysop, Gold- und Zitronenmelisse, Pimpinelle, Zitronenthymian, Schnittlauch, Rosmarin, Lavendel, Salbei, Koriander, Schwarzkümmel, wilde Fenchelsamen, Sauer- und Blut-ampfer, Bohnenkraut, Kapuziner- und Brunnenkresse, Currykraut, Borretsch und vielen andern..
Ach ihr Wunderbaren, Wundersamen mit grünen, gelben, roten, rosaroten, orangen Blättern, die sich meinen Launen fügen und meine Gerichte erst richtig gut machen.
Nummer 7: Schwarzer Sesam und Sprossen
Stellt euch einfach mal die Farben vor:
Schwarze Sesamflocken auf violetten Meerettichsprossen. Als Garnitur über knusprig mit Senfsamen marinierten Pouletstreifchen. Oder über einem Kürbis-Schwarzwurzelsalat. Oder über Fettuccinis mit einer dicken Sugo…
Damit beende ich meine Charts für heute, obwohl ich noch vieles aufzählen könnte. Was ich euch mit meinem Blog sagen wollte?
Probiert einfach aus! Mischt! Kocht!
Probiert Unkonventionelles wie Heidelbeeren mit Lavendelblüten, Aceto und Majoran übers mit Honig gesüsste Limetten Pannacotta.
Oder den im Olivenöl angebratenen grünen Bohnen mit Pfefferminz-blättern, roter Zwiebel, Knoblauchzehe, Salz und Pfeffer und gehobelten Haselnüssen.
Bin gespannt, ob euch dies auch in neue Welten zaubert. Ihr dabei auch plötzlich in Paris St. Germain oder sonst wo an einem gedeckten Tisch sitzt und vis à vis lächelt der geliebte Mensch, der eigentlich der Ursprung für dieses sinnenfreudige Kochen ist. So jedenfalls geht’s mir. Merci Adrian :-)
A bientôt, Susann