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Mein Erster
Nun sitze ich da und überlege, was ich eigentlich in meinem ersten Blog schreiben will. Vieles interessiert mich. Ich werde aufpassen, dass daraus nicht eine lange Kurzgeschichte wird. Die schreibe ich nämlich auch sehr gerne. Überhaupt schreiben. Eine meiner weiteren Facetten, die mich ausmachen. Vielleicht ist also der Moment einer Kurzbiografie gar nicht so schlecht. On verra!
Tatsächlich bin ich demnächst 50 Jahre alt. Unbändige Neugierde für die Welt und ihre Menschen, Neues sehen und lernen, beflügeln meine Kreativität, die ich neben dem Kochen auch in eigenen Kunstwerken auslebe.
Woher ich die Inspirationen hole? Eigentlich einfach: Ich bin umgeben von den grossartigsten Menschen. ADISEFIRO heissen meine engsten und wichtigsten vier Herzensbewohner. Natürlich gibt’s auch noch andere Wichtige, ohne die grosse und auch kleine Lebensstationen gar nicht möglich gewesen wären. Auch denen bin ich um ihre Kreuzung meines Weges dankbar. Ganz klar auch meinen Eltern, die mich aber reizten das Gegenteil von ihnen auszuleben. Mittlerweile setze meine Altersweisheit ein und ich lebe mein Rebellentum fast nur noch im Musik hören aus. Ja – ich oute mich: Die für mich musikalisch ganz Grossen sind die Gothics. Sachen wie The Cure, Echo and the Bunnymen, Jesus and the Marychain, The Charlatans, New Model Army und allen voran Frankreichs schönste Männer: Indochine (François où est tu?).
Während ich versuche Euch hier einen kleinen Einblick in mein Leben zu geben, fällt mir auf, dass in der Endlosschlaufe Ezra Furmans „Perpetual Motions People" läuft. Mit Verlaub; eines der schärfsten Alben, das ich seit langem gehört hab. Ja klar, es IST LONDON!
London? Yep! Vergangene Woche waren wir mit unsern jeweiligen Söhnen dort. Für mich nach 30 Jahren das 20mal. Muss ich mehr zu London sagen? Eigentlich ist damit alles gesagt, oder? Und ja, ich finde London immer noch eine der tollsten Städte der Welt. Gut, ich liebe ja auch NYC. Halt einfach DIE Zentren, an denen die Welt mit all ihren Menschen zusammenkommt. Paris. Marseille. Städte an denen ein Meer grenzt sind gut für mich. Okay, Paris ist nicht grad eine Meerstadt eher Mehrstadt. Von der bekomme ich nicht genug. Für mich sind diese Fixpunkte sehr wichtig. Sagt mir bitte, wo sonst bauen Menschen ihre Brücken, wenn nicht über die Musik und Sprache. Genau U N D übers Kochen und Essen. Sind wir also wieder bei meinem ganz zentralen Thema.
Eigentlich seit ich mit zehn meiner leider nicht ganz so kochbegabten Mutter die Kelle aus den Händen nahm. Dennoch wurde ich nicht Köchin. Ich arbeite seit Ewigkeiten mit Buchstaben und Menschen. Klar, gut! Doch was fehlt mir, wenn ich an einem meiner freien Nachmittage nicht einkaufen, rüsten, brutzeln, testen, fotografieren, aufschreiben, festhalten und meinen Mitessern neugierig wie es ihnen schmeckt ins Gesicht blicken kann. In meinem Lieblingsladen kennen sie mich mittlerweile. Vorsichtig, beinah liebevoll, werde ich begrüsst, um mich nicht allzu sehr aus meinen Kochvisionen zu reissen. Neugierig wird sich danach erkundigt, was bereits alles im Geist in meiner grossen Pfanne brutzelt.
Zu meinen Favoriten gehören viel frisches Gemüse, Früchte, die verschiedensten Milchprodukte, Teigwaren und Hülsenfrüchte, Schalentiere, Fische und natürlich auch Fleisch. Eigentlich alles, aber saisonal. Ich koche zwar öfters fleischlos, doch lassen sich alle Rezepte genauso mit Fleisch kochen. Genau über diese Haltung stiess ich witziger Weise auf meinen neuen Lieblingskoch: Olivier Streiff, Franzose. Dem würde ich sehr gerne mal beim Kochen über die Schultern blicken. Er versucht seinen Landsleuten zu erklären, dass eine in Salzwasser gekochte Karotte nicht unbedingt der Ausdruck für vegetarisches Essen ist. Dies obwohl er kein Veggiekoch ist, sondern bloss erkannte, dass es mit oder ohne Fleisch geht. Meine Tochter ist Vegetarierin. Ich aber esse gerne manchmal Fleisch. Jedem Opfertier wünsche ich, dass es ein lebenswertes Leben hatte, bevor es sich später auf meinen Teller legen muss.
Adrian und ich hattens heute beim Frühstück über Tischgebete. Ich mag sie aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt laut ausgesprochen. Dennoch bedanke ich mich vor jeder Mahlzeit bei den Göttern für das tägliche Essen. In dieser Geisteshaltung koche ich und würdige das anschliessende Essen. Deshalb zaubere ich kleine Schönheiten auf den Teller, um damit meine Dankbarkeit für das Leben auszudrücken. Ist nicht Kochen und Essen auch ein Ausdruck von Glück? Das Sonnengelb der Mango und Papaya, das mir eben aus der Pfanne mit dem Lammcurry entgegenlacht macht mich glücklich. Der unbeschreiblich vielfältige Duft meines neuen Currys, der mich nach Indien zieht oder zumindest nach East London. Lebensfreude. Lebensglück.
A bientot, Susann