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1001 Nacht Teil 1

Herausgegeben von Susann in Allgemeines · 18/6/2017 21:46:00
Ich wurde kürzlich gefragt, was mir an unserer Marrakesch Reise am besten gefallen hat. Ganz klare Nummer 1 war für mich, endlich den Atlas mit eigenen Augen gesehen zu haben. Ich erahnte  ihn bereits vom Flugzeug aus, wie er sich stellenweise aus den Wolken hob. Ich bin beeindruckt von der unglaublichen Länge dieses zusammenhängenden Gebirges quer durch vier nordafrikanische Länder.

Bereits als Kind hatte ich Lieblingsworte und war bereits damals begeistert über das schöne Wort ATLAS. Da ich damals nicht wusste was das ist, las ich es im von mir rege benutzten Lexikon nach. Es gab ja noch kein Google oder Wikipedia. Dies hatte auch sein Gutes, ,  da man sich eigene Bilder schuf. Ich erinnere mich gut an das einzige Schwarz-weiss-Bild des Atlas im Lexikon, welches ein paar Ziegen und Gebirgsbrocken zeigte. Fertig. Geschrieben stand, dass das Atlasgebirge in Marokko beginnt und in Tunesien Richtung Ägypten ausläuft und dahinter die Sahara liegt. So begannen meine vielen Gedankenreisen dorthin.

Ich erinnere mich auch an mein allererstes Buch, welches ich überhaupt gelesen habe.  Die Geschichte eines Berberjungen, der mit seiner Ziegenherde den Atlas überquert, auf dem höchsten Berg stehen bleibt und auf die sich vor ihm ausbreitende  Sahara blickt... Mit meinen damals knapp 7 Jahren war das ein ziemlich prägendes Bild, das mich bis heute begleitet.

Was mich als Zweites faszinierte, waren die Kamele. Wir sahen die ersten auf der Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt  und die letzten bei der Rückfahrt zum Flugplatz. Dazwischen sahen wir leider keine, weil sie ausserhalb der Stadtmauern leben. Ihr Anblick löste bei mir weitere  Kopfreisen aus: Kamele, die durch die Sahara geschritten waren. In Karawanen unterwegs mit Stoffen, Gewürzen und Ölen. Geschichten vom ewigen Sand und singendem Wind mitbringen und von den Tuareg, den blauen Menschen.

Mit einem Tuareg sprachen wir gefühlte drei Tage lang immer wieder. Der Weg zur Mellah, dem Judenviertel in Marrakesch, führt durch eine Seitenstrasse in der Medina (Altstadt). Dort hat es  allerlei Läden und Händler. Im Gegensatz zum Souk sind diese aber weniger aufdringlich. Man kann hier einen Blick auf die Ware werfen, ohne gleich in den Laden geschleppt zu werden.

In dieser Strasse zogen uns unsere Nasen zum Tuareg, denn es duftete von weither nach Amber. Die Duftquelle gefunden, liessen wir uns von ihm ins kleine Geschäft einladen und lauschten seinem breiten Wissen über seine Naturapotheke. In den verschiedensten Farben schillerten diverse Pfeffer, Kreuzkümmel, Kurkuma, Rosenblüten, Macisblüten, Thé des Berbes, Thé du Menthe, Amber- und Sandelholz­duftsteine, Arganöle als Kosmetik und zum Kochen.

In einer Ecke entdeckten wir weisse, an Bergkristall erinnernde Splitter. Neugierig fragten wir ihn, was dies denn sei? Lächelnd und warnend brach er jedem von uns ein klitzekleines Stückchen ab und liess uns darauf kauen. Tränen schossen gleich in die Augen, denn weder Adrian noch ich waren auf den starken Geschmack des reinen Eukalyptus gefasst. Er erklärte uns diverse Zusammensetzungen von Kräutermischungen, die er zusammen mit Gewürzen als Heilmittel einsetzt. Zum Beispiel Schwarzkümmel mit ein paar Krümeln Eukalyptus gegen Migräne. Man füllt beides in  ein kleines Tüchlein, bindet es zu einem Säckchen und zerstösst den Inhalt mit den Handballen. Inhaliert man ein paar tiefe Züge den ätherischen Geschmack verschwindet  das Kopfweh verschwindet. Die Atemwege befreien sich und zurück bleibt die Dufterinnerung. Beginnt der Duft nach zu lassen, zerstösst  man die Mischung erneut mit  den Handflächen und riecht erneut dran.

Zufällig erwähnte er, dass er Tuareg sei und glühte vor Stolz, als ich ihn als blauen Menschen ansprach. Daraufhin machte er uns einen Berbertee, den wir mit Freuden genossen. Wir kauften bei ihm dann mit ein klein wenig Feilschen ziemlich viele Gewürze, Duftsteine, Öle, Rosen- und Orangenwasser etc. ein. Schwer bepackt zogen wir dankbar  weiter.

Wir hatten danach eigentlich vor  gehabt die Mellah zu erkunden, schafften es jedoch grad mal zu den ersten Arkaden. Dort kleideten wir zuerst  Adrian und dann mich ein. Natürlich ging das nicht ohne glühend heissen und mit Stevia gesüssten Thé du Menthe gemeinsam mit dem Händler. Tolle farbige Hosen und Blusen, Herrenhosen, Hemden, Schals, eine Djella und ein Fez liessen uns anschliessend in unser Riad zum Abladen umkehren. Monsieur Mickael, unser Gastgeber, grinste über beide Ohren, wie er uns mit müden Füssen, strahlenden Gesichtern und schweren Taschen zurückkehren sah. Er war es dann auch, der uns einen sehr tollen Tipp zum Essen gehen gab.

Auf einer der vielen Dachterrasse in der Medina assen wir Couscous royale aus der Tajine. Mit Rosinen und Pfefferminzblättern gespickter Tabulé (Weizengriess, Couscous) mit geschmortem Lammfleisch, Pouletstückchen an Ras al Hanout, DEM arabischen Gewürz. Man könnte es den arabischen Curry nennen, bloss besteht er in der Regel aus mindestens 35 diversen Gewürz- und Kräutersorten und nicht „nur“ zehn wie der Curry :-) Optisch  erkennt man im Ras al Hanout getrocknete Macisblüten, Sternanis, rote, schwarze und weisse Pfefferkörner, Fenchelsamen, Korianderkapseln, Kardamom- und Rosenblüten, Pfefferminzblätter, Muskatnusstückchen, Zimtrinde, Tamarinden­streifchen, Chilischötchen, usw usf. Wir kauften natürlich auch gleich davon mindestens ein Pfund ein. Ich versuche immer noch alle Zutaten herauszuschmecken. Ein Ding der Unmöglichkeit :-)

Soviel zu den ersten 500,5 Geschichten aus 1001 Nacht: Fortsetzung folgt.

A bientôt, Susann



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