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Cheese

Herausgegeben von Susann in Allgemeines · 13/3/2017 18:02:00
Wie ihr (vielleicht nicht) wisst kaufen Adrian und ich seit Jahren in unserm Lieblingsladen in Deutschland ein, wo die Qualität der Lebensmittel überzeugt und die Preise fair sind. Anfangs Jahr haben wir eher zufällig ein Pendant dazu in Frankreich (St. Louis) gefunden, von dem  wir ganz angetan sind.

Jedes Mal wenn wir dort einkaufen gehen, fühle ich mich mit einem Bein in Marseille. Ja lacht nur. Aber meine Sehnsucht nach Marseille ist manchmal so gross, so dass ich diese mit einem Stückchen Käse aus den Pyrenäen stillen muss. Dies liegt ja irgendwie gefühlt auf der Luftlinie nach Marseille. Oder so. Nehmt mich bitte in diesen Punkten geografisch nicht allzu genau. Ich will ja auch keine Geographiestunde vermitteln, sondern euch auf kulinarische Gedankenreisen quer durch Frankreich und die Welt mitnehmen. Kehren wir also nach St. Louis in den Laden zurück. Genauer gesagt in die Käseabteilung. Da schlägt mein Herz nämlich besonders hoch. Ich liebe drum Käse.

Beeindruckt schaue ich der jungen Frau zu, die mit einem riesigen Käsemesser Wagenräder grosse Käse gekonnt zu zerkleinern beginnt und dies im gleichen Tempo, wie meine Finger soeben über die Tastatur huschen. Fröhlich palavernd mit ihren Kollegen, die dasselbe Prozedere bei andern Käslaiben durchführen. Sie verarbeiten alles: Weichkäse, Hartkäse, Ziegen- und Schafkäse. Alles wird geschnitten, abgewogen , anschliessend in Zellophan verpackt und zum Verkauf angeboten. So stehe ich also an der Theke und beginne mit Lesen.

Die meisten Hartkäse stammen aus der Franche Comté. Dies war die letzte Station unseres vergangenen Sommerurlaubs. Erinnerungen an die kleinen Wanderungen im Val de Travers. Die kleinen und grossen Absinthe Destillerien zwischen Frankreich und der Schweiz aufsuchend. Die Luft Absinthe geschwängert, so dass ich mich heute noch frage, wie man dies wohl tarnen konnte zur Zeit des Absinthe Brennverbotes.

Die Kühe in der Ferne bimmelnd und muhend, die vielen Anzeigen am Strassenrand, die auf irgendeine Käserei hinweisen. Wir hatten uns den Schlusspunkt unserer Reise viel idyllischer vorgestellt. Aber das Hotel lag direkt an der Verbindungsstrasse zwischen Besançon und Pontarlier. Der Autolärm ebbte jeweils frühestens gegen 2 Uhr früh ab und ging um spätestens 4 Uhr wieder los. Nach zwei durchwachten Nächten flüchteten wir heim in die Ruhe. Für die Heimfahrt kauften wir zum Proviant jedoch ein Riesenstück Morbier ein. Dieser Hartkäse hat in seiner Mitte eine dicke Schicht Asche und schmeckt am besten mit Hagebuttenconfitüre und noch warmem knusprigen Bauernbrot. Finde ich jedenfalls. Ich esse zu jedem Confibrot ein Stück Käse oder umgekehrt; zu jeglichem Käse ein wenig Confiture.

Im nächsten Gestell unseres Super Marchés entdecke ich einen beinah zerfliessenden Epoisses aus der Bourgogne. Dieser katapultierte mich direkt nach Vézelay, dem kleinen mittelalterlichen Städtchen, in welchem eine alte Freundin von mir lebt. Mit ihren 75. Jahren führt sie immer noch ein Gästehaus aus dem 12. Jahrhundert, welches sie vor langen Jahren zusammen mit ihrem Mann übernommen und umgebaut hat. Sie ist eine äusserst kreative Person, die vorwiegend mit Silber und Speckstein arbeitet. Das Gasthaus ist zugleich auch lebendiges offenes Atelier. Am Anfang der letzten Sommerferien machten wir dort einen Zwischenhalt.

Nach mindestens 15 Jahren einander nicht mehr gesehen bzw. von einander gehört zu haben, flitzte ich ins Haus, wie ich sie am offenen Fenster ihres Ateliers entdeckte. Ziehe Adrian einfach mit mir und wir Frauen liegen uns kurz darauf in den Armen. Freuen uns und sprudeln gleich los, wie es uns all die Jahre ergangen ist. Adrian verstand, dass dieser Zwischenhalt auf unserer Reise für mich sehr wichtig war.

Warme Erinnerungen an ihren inzwischen verstorbenen Mann lösen zugleich die Geschmacksbilder des besten je gegessen Tête de Moines in mir aus. Diesen ass ich nämlich bei den Beiden vor langen Jahren mal zum Frühstück. Die zu kleinen Rosetten gedrehten Käsestücke, die auf der Zunge kleben bleiben und nachdem man sie am Gaumen anklebt , nur noch geschluckt werden müssen. Das Aroma nach wilden Kräutern und herbem Salz schmecke ich noch heute vor meinem geistigen Auge. Mit meinen realen Augen stehe ich immer noch in der Bourgogne-Käseecke im Super Marché in St. Louis, in lebendigen Erinnerungen an vergangenen Sommer versunken.

Es zieht mich weiter zu den Schaf- und Ziegenkäsen. Ich liebe den Brebiou (Schafmilchkäse) aus den Pyrenäen mittlerweile genauso wie den Ziegenkäse. Ich mag sogar die französischen Brebiou Joghurts. Am liebsten diejenigen mit Kastanien. Ich war zwar noch nie in den Pyrenäen, aber auch dies ist ein grosser Traum von mir. Mit Rucksack und guten Wanderschuhen tagelang durch dieses karge Gebirge zu laufen und eine Käserei nach der andern entdecken. Mithelfen beim Käsemachen, um abends bei einem Glas herben Weins und knusprigem Brot am Feuer die müden Beine auszu­strecken, in den Sternenhimmel zu blicken und den Raubvögeln der Nacht zuzuhören, während die Schafe und Ziegen bimmelnd ihre Kräuter fressen. Himmlische Ruhe, ausser dem ewigen Wind in den Bergen und Bäumen. Dieser bringt die Geschichten des nicht allzu fernen Atlantiks mit, und auch die, aus dem tiefen Süden, die von der Mittelmeerküste. Womit wir wieder bei Marseille angelangt wären. Ich blicke in Adrians Augen und wir verstehen uns auch ohne Worte.
 
Hmmm -  seit ich am Schreiben dieses Blogs bin, um euch von meinen Käsefreuden zu berichten, stehe ich geistig in St. Louis in der Käseabteilung und träume von realen Erlebnissen rund um den Käse und solchen, die erst noch kommen solle und ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Knipste mich nun ein Fotograf, er würde mich erst gar nicht auffordern müssen, um Cheeeeese zu sagen. Die Freude über diese Innenweltenbilder spiegelte mein Gesicht wohl alleine wider.
 
A bientôt, Susann



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